28. April 2015

Lovely Things: Instruments of Beauty

Ist Schönheit Zufall oder gehorcht sie doch Regeln, dem goldenen Schnitt zum Beispiel?
Eine alte Frage. Der Philosoph Edmund Burke hat das 1757 empirisch untersucht (A philosophical enquiry into the origin of our ideas of the sublime and beautiful)
Seine Ergebnisse grob zusammengefasst: "Das Schöne ist klein, glatt, eben, licht und zart". 
Er hat auch festgestellt, dass Schönheit in der Natur keinen Maßstab und keine ausgewogenen Proportionen braucht (Proportion ist eine Frage der Perspektive).
Trotzdem sucht der Mensch weiter nach Hilfen und Werkzeugen für die Herstellung von Schönheit, "never ugly" ist das Ziel. Da kommt die Designerin Olivia Lee aus Singapur mit ihrem in Mailand präsentierten Tool Set "Divine Tools" gerade richtig.
Sehr hübsch, aber Schönheit läßt sich eben nicht einfach konstruieren und errechnen, also nicht die, die einen berührt. Schön wär das ja...




18. April 2015

Vitruvianische Ente

Die Geschichte der Ducks muss neu geschrieben werden!


www.interduck.de
Die Ver-Entung der Welt ist nicht mehr aufzuhalten, sagen die.


Das ist das Firmenschild einer Berliner Agentur für Ausstellungskonzepte und Kulturprojekte. Das Ganze recht versteckt in der halb coolen, halb öden Karl-Marx Allee gelegen. Sehr Berlin.



8. April 2015

Ich mag das Magdas

Ich wollte schon längst drüber schreiben, da kam mir Ostern dazwischen: 
Nämlich, das bisher beste Wiener Architektur-und Design Projekt in diesem Jahr ist das Caritas Hotel "Magdas"
Da gibt es nichts dran zu mäkeln. Konzept, Ausführung, Finanzierung, Image und Eröffnung, alles gelungen.
Nach einer Initiative von Clemens Föschi hat die Caritas in der Nähe vom Prater ein ehemaliges, tristes Seniorenheim in eine zukunftsweisende Mischung aus Hotellerie und Flüchtingsunterkunft umgebaut. Touristen, Geschäftsreisende, Besucher und Flüchtlinge, die auch eine Ausbildung im Hotel absolvieren können, bewohnen zwar nicht die gleichen Zimmer (es gibt einen Seitentrakt für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge), können sich aber in den öffentlichen Räumen der Lobby und des Lokals ungezwungen begegnen. Das Ganze ist nicht profitorientiert und vorerst auf fünf Jahre begrenzt, aber ich denke, das hat Zukunft. Denn hier wird eine gesellschaftliche Vision versucht, die auch noch gut aussieht!
Das Architekturbüro "Alles Wird Gut" hat den Umbau mit einem sehr kleinen Budget und der naheliegenden Auflage, soviel wie möglich aus dem Caritas eigenen Lager zu verwenden, vorbildlich gelöst. Kunststudenten wurden für die Fassadengestaltung eingeladen und das Upcycling der Fundstücke konnte großenteils wieder in Caritas Werkstätten von Flüchtlingen gemacht werden. Fehlendes wurde gesponsert und gespendet.
Die begrenzten finanziellen Mittel haben nicht geschadet. Ich frage mich sogar, ob es sonst so gut geworden wäre. Der vielstrapazierte Look des Wiederverwendeten, Umgebauten und in neue Kontexte Versetzte, macht hier inhaltlich und formal endlich Sinn. 
Da kann sich die hippe "25 Hours" Hotelkette mit ihrem finanziell unlimitierten Retrofimmel, der Makramee, Hanfseile, Podeste und Patchwork jeder Art huldigt, eine Scheibe abschneiden.


Detail: Nachttische aus abgesägten Stühlen.



Der Flohmarktstil ist hier nicht Dekor, sondern Konsequenz. Die Fotos zeigen Flüchtlinge, die teilweise im Hotel arbeiten.