18. Februar 2015

Reich & Schön

Es geht doch. Reich sein und Geschmack haben. 
Zwar selten, aber wenn man global sucht, finden sich gelungene Beispiele für kostspielige Schönheiten, die inspirieren und nicht nur angeben. 
Zum Beispiel in Mexico. Der Architekt Manuel C. Cespedes und sein Büro CC Arquitectos konnten für eine wohlhabende Familie ein Wochenendhaus mit Stallungen als einen scheunenartigen Baukörper mit Holzschindelfassade und begrünten Dächern realisieren.
Die Architektur verbindet sich mit der Landschaft und die archaische sichtbare Holzkontruktion ergänzt sich perfekt mit puristischen Holzmöbeln von Christian Liagre.
Reiten und Pferde sind das Leitmotiv dieses Anwesens, auf dem kein Pool zu entdecken ist. Das ist noch seltener als Stilgefühl. Bravo!





 
Pferd auch wunderschön

Es gibt noch ein makelloses Haus eines brasilianischen TV Moderators (klingt nach üblen Neureichstil, was falsch ist), das wiederum ganz viel Pool hat, aber dennoch ein Ausbund an Eleganz ist. Das Casa AL hat 500 qm Wohnfläche mit Meer-und Bergblick bei Rio de Janeiro und musste folgende Wünsche des Bauherren erfüllen: 
super Pool, alles leicht von permanent laufenden Staubsaugerrobotern zu reinigen, und die steinerne Fassade muss die Farbe der Klagemauer von Jerusalem haben! 
Ein komplett Wahnsinniger also, und trotzdem ist das Haus gelungen. Das könnte ich nicht, trotz all der Kohle.


architekt: www.arthurcasas.com
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16. Februar 2015

Lovely Things: Garderobe

Die Garderobenstange von Florian Saul ist der offenbar positiven Erinnerung an den Turnunterricht entsprungen. Alte, gut verarbeitete Turngeräte verführen schon länger dazu, sie aus den Schulen in die Wohnzimmer zu versetzen, obwohl ich abgesehen von Turnmatten nie verstanden habe, was ich mit einem leichtathletischen Kasten, Pferd, Barren oder einer Sprossenwand im Wohnraum anfangen soll. Ich habe die Bekanntschaft mit denen schon in der Turnstunde mühsam gefunden. Schwebebalken fand ich gut, aber die werden bisher nicht für private Zwecke offeriert. Manche hätten ja sogar Platz dafür, ist aber wohl nicht dekorativ genug und vor allem zu weiblich. Welcher Kerl möchte schon, "der-mit-dem-Balancierding" sein ?
Diese schöne Garderobe jedenfalls ist ein echter Neuentwurf, keine Adaption alter Ringe und Riemen.

 Mit kleiner Figur auf dem Stab wird's doch noch ein Schwebebalken...
Minimalistisch, elegant sollten die Kleidungsstücke schon sein.

Die dänische Interior Firma ferm living hatte allerdings eine ähnliche Idee, weniger sportlich zwar, aber flexibler. Und schon früher...






10. Februar 2015

Design Neuheiten 2015

Ich habe die Imm Cologne 2015 nicht besucht, aber fleißig die einschlägigen Newsletter und Magazine studiert und stelle jetzt meine Auswahl der kommenden Trends und Möbel vor, die man sich merken sollte.
Zunächst mal ist klar, dass der Hype um Kupfer, Tierprints und Harlekin Muster vorbei ist (jetzt kann Ikea auf diesen Zug aufspringen), ich tippe auf den verstärkten Einsatz von Bronze, hellen Marmor und Streifen. 
Starke Farbkontraste wie orange/türkis oder hellblau/dunkelgrün und gelb/lila bleiben noch en vogue. Ich nenne das Acapulco Stil. Ebenso bleibt, weil ewig gültig, der Naturstil in Farben, Materialien und Assoziationen wie Schiefer, Asche, Leinen, Kiesel, Samt, Laub, Ziegel, Rost, Erde.
Allgemein wurde beklagt, dass zuviele Reeditionen und zu wenig Neues ausgestellt wurde. 
The same procedure as every year, James!
Kein Presseartikel ist jedenfalls ohne den neuen Lounge Sessel 808 von Thonet ausgekommen.

 
Beachtlich, dass Thonet es wagt, sich soweit von seiner üblichen Formensprache zu entfernen, auch in der Ausführung mit hölzernen Drehkreuz, bleibt es eine echte Neuheit im Thonet Sortiment. Ich habe den Sessel noch nicht in echt gesehen, aber ich kann mich nicht entscheiden, ob die Zipfel gut sind oder doch zu sehr nach Raumpatrouille Orion aussehen. Und die Designer nennen sich leider "Formstelle"! 
Mal im Ernst, so bekloppte Wortspiele sollten den Frisören und ihrer crehaartiven Namensgebung (siehe Kaiserschnitt, Haare Krischnar, Haarmonie, Kamm in, Hairgott...) vorbehalten bleiben. Gibt bestimmt auch eine "Haarstelle". 
Obwohl auch Architekten eine Vorliebe für doof konstruierte Büronamen haben, so halb Bandname aus den 80ern und halb Fachvokabular, wie z.B. Querkraft, Zone, Basis, Archisphere, Baudenkstatt, Rataplan... 
Ich bin für klassische Nachnamen wie Emerson, Lake and Palmer.
Ich bin etwas abgeschweift. Pardon.

Sehr gut gefällt mir der Trend Metall-Lochplatten für Möbel zu verwenden. 
Besonders schön, das Sideboard "PERF" aus der Diesel Collection von Moroso.


Dazu passt die Schrankserie "Industrielle" von Paola Navone für Baxter, die schon 2013 vorgestellt, aber kaum publiziert wurde.



Ganz vorn dabei, vertraute Dinge neu zu interpretieren, ist das Berliner Büro Kinzo mit ihrem solitären Küchenmöbel für Siematic. Das Buffet oder auch Anrichte genannt kommt zurück, gerne, wenn so.




Wenn man mehr Lust auf Pracht und Glanz hat, ist der Stoff "Samurai" von Ulf Moritz für SAHCO, richtig.




Zuletzt noch ein Tisch, der mich ratlos macht, weil sein (teurer) Clou ist nur von unten zu sehen. Der massive Holztisch "Bigfoot" von e15 hat anlässlich seines 20-jährigen Bestehens eine Illustration auf der Unterseite graviert bekommen. Als Geburtstagsgeschenk für einen Tisch vielleicht nett, aber für einen Menschen, der das nur sieht, wenn er unter dem Tisch liegt, was bei Geburtstagsfesten von Menschen schon vorkommen kann, etwas undankbar. Oder ist das sehr kultiviertes Understatement? Ich weiß noch nicht. Abgebildet wird der Tisch immer so, dass die Kunst von Geoff Mc Fetridge zu sehen ist. Hat was von Höhlenmalerei Betrachtung.




9. Februar 2015

White Stripes


Ich finde es schon lange gut, sämtliche Dinge einfach mit dicken weißen Streifen anzumalen. Auf meinen Fotos sieht das komischerweise gar nicht gut aus, in echt aber wohl. 
Im ewigen Netz habe ich jetzt gute Bilder gefunden, weil das machen natürlich auch andere. Man ist nie allein mit einer Inspiration.


Soviel Patina gehört gebrochen, ideal mit white stripes!

Soviel Nuss gehört gebrochen, isst man ja eh nie.

Soviel Stamm... keine Streifen zwar, aber auch ganz gut.


Das ist colour dipping, also partielles eintauchen in Farbe, ein Trend vom letzten Jahr. Streifen sind zeitloser.


Das ist eine Mischung aus dipping und gestrichen.
 

7. Februar 2015

Kindermund

Es gibt in der klassischen österreichischen Küche eine Süßspeise, die "Mohr im Hemd" heißt, weil es ein kleiner Guglhupf in Schokoladensoße -der Mohr- mit einer Garnierung aus Schlagoberssahne -das Hemd- ist. Seit Jahren wird immer wieder diskutiert, ob die Bezeichnung "Mohr" diskriminierend sei und, ob man nicht einen neuen Namen verwenden könne, wie z.B. "Kuchen mit Schlag". Das ist aber gar nicht hübsch.
Meine Tochter hat das sehr verwundert, weil sie wie alle ihrer Generation, das Wort Mohr gar nicht mehr kennt und immer an Moor dachte (Rechtschreibung ist nicht so ihre Stärke). Sie hat einen guten, poetischen Vorschlag gemacht: "Hemd im Moor".
Abgemacht, so nennen wir das jetzt.