27. Juni 2015

Lovely Things: Kintsugitassen von Yoko Ono

Wenn Prominente beauftragt werden ein Produkt zu gestalten, ist das meistens bemüht und langweilend. Man wundert sich ja schon sehr, wer alles für wen welchen Mist macht. 
Sind die Beauftragten Künstler, werden die Sachen meist besser, aber die Absicht der Unternehmen mit dem klangvollen Namen die Verkaufszahlen niveauvoll zu steigern, hinterläßt immer einen unangenehmen Eindruck. 
So war ich nur mäßig interessiert, als ich las, dass Yoko Ono die neuen Künstlertassen für den Kaffeeröster ILLY designt. Erstens macht ILLY immer urhässliche Sondereditionen, vor allem für ihre Aludosen und zweitens, warum bitte macht Yoko Ono jetzt Auftragskitsch?
Aber, ihre Tassen sind gar nicht mal schlecht. Obwohl die Idee, eine Tasse mit Bruchstellen und Text zu versehen, erstmal nicht sehr einfallsreich erscheint.
Und die japanische Methode des "Kintsugi", also Porzellan mit Goldlack zu flicken, und den Schaden als dekoratives Element und nicht als Makel zu sehen, ist zur Zeit sowieso angesagt. Aber Frau Ono kennt das natürlich schon immer, und sie hat diese kunsthandwerkliche Technik mit einem sinnvollen, einfachen Konzept ergänzt.
Sie überlegte, wie die Sprünge entstanden sein könnten und wählte sechs für die Menscheit (und für sie selbst) dramatische Ereignisse aus. Diese stehen fein handgeschrieben auf der Untertasse zusammen mit dem Datum der Reparatur. MENDED CUPS, daher der Name der Edition. Die Zeit heilt alle Brüche...


6 Katastrophen: Dresden, Hiroshima, My Lai, Guernica, Lennon Attentat, Nanking und eine Hoffnung für die 7. Tasse: This cup will never be broken as it will be under your protection


Das ist schon auch kitschig, aber intelligenter als viele Designer, die die kunstvollen, vergoldeten Bruchlinien rein dekorativ verwenden
Die Mended cups illustrieren den Bruch als wichtigen, heilbaren Bestandteil der Geschichte. Konsequenterweise hätten die Sprünge echt und nicht gemalt sein müssen. Aber das geht für eine kommerzielle Produktion nicht. Dann wär's Kunst. 


Man kann die Tassen ab Herbst kaufen, auch einzeln. Ich wüßte einige, die diese gerne haben möchten.

Der armenisch/französische Künstler Sarkis hat schon 2013 Teller mit Kintsugi Dekor für die L'art de la table Collection von Bernardoud entworfen. Hübsch. Aber nur.





Die Kintsugi Technik ist so beliebt, dass DIY Kits und Anleitungen auf You tube angeboten werden.



Es ist aber wohl schwerer als man glaubt. Richtig schön sind diese Stücke:



Also ich probier's erst gar nicht, bei mir kommen da sicher nur wülstige, verklebte Batzen raus. Meine Einstellung zum Thema basteln habe ich ja schon hier dargelegt.
Lustig wäre es ja, das Kintsugi auf größere Sachen zu übertragen, also kaputte Fahrzeuge, Fassaden oder Gehsteige in der Art zu flicken. 



24. Juni 2015

10 Dinge, die man in meinem Metier haben muss

Es gibt viele Dinge, die ein designaffiner Mensch haben will, und es gibt 10 Dinge, die jeder Designliebhaber haben soll. Ich liste sie hier auf.
Dabei geht es nicht um Originalität, die ist bei so oft gesehenen Objekten dahin, auch nicht um Vollständigkeit, sondern um die "Kleinware", die auf keinem Foto der einschlägigen Medien fehlt (vielleicht haben die alle nur einen begrenzten Fundus?).
Die TOP 10 der Interior-Dekor-Accessoire-Must-haves:

1. Hölzernes Äffchen von Kay Bojesen, Dänemark 1951. Eigentlich für Kinder gedacht, ist er inzwischen ein hängender Stammgast am gut sortierten Bücherregal. Viele Größen.


aus Teak und Limba


2. Eames Rabe "House Bird", der eigentlich gar kein Eames Entwurf ist. 
Er wurde ursprünglich von lokalen Handwerkern hergestellt, hat den Eames aber so gut gefallen, dass sie ihn oft fotografiert und so bekannt gemacht haben.


 Von Vitra produziert



3. Garderobe "Hang it all", echt Eames. Inzwischen in vielen Sonderfarben und Holzausführungen erhältlich.


auch von Vitra


4. Design Letter Becher von Arne Jacobsen


Ohne die geht zur Zeit nichts. Einzelne Buchstaben aus Neon oder dem Druckerei Setzkasten bleiben auch gefragt.



5. Textiles von Scholten & Baijings. Bekannt geworden ist das Designerpaar mit Farbkreationen für Bett-und Tischwäsche, inzwischen gibt es Porzellan, Papierwaren und Möbel. Wer auf sich hält hat zumindest ein Geschirrtuch von denen.


Bettwäsche für HAY


6. String Regal von Nils Strinning, 1949. Oh Gott, es gibt soviele Varianten und ständig kommen neue dazu. Auch das neue UN Hauptquartier in New York wird mit String Regalen ausgestattet. Die wissen, was sich gehört.



Eine der drei neuen Farben, Esche weiß lasiert.


7. Vasen von Alvar Aalto und Geschirr von Marimekko und iittala
    Der stilbewußte Tisch ist nordisch gedeckt.



iittala stellt auch die Aalto Vasen her
Streifen Klassiker von iittala
Die Serie heißt, echt finnisch, Oiva Siirtolapuutarha, von Marimekko


8. Vintage Schere. Nostalgische Scheren tauchen neuerdings als Dekogegenstände auf.
Ich weiß nicht warum, dazu passt aber gut Nr.9




9. Modellhand aus Holz. Ganz früher, in den 80er Jahren, war mal der Modellmensch in. Jetzt nur die Hand, aber möglichst alt.


Die ist zu neu für ein Designgustostück.




10. AJ Tischleuchte von Arne Jacobson, 1960. Diesen Klassiker bekommt man auch in neuen Farben.
 

Hersteller Louis Poulsen



Und hier ein Beispielbild, in dem viele der Designikonen versammelt sind, damit man sieht, dass das nicht meine persönliche Hitliste ist, sondern Zeitgeist!




13. Juni 2015

Lovely Things: Sinnerlig

Ikea produziert schon länger limitierte Editionen, die meistens von jungen oder weniger bekannten Designern kuratiert werden. Die Kollektion Brakig (schwedisch für rebellisch) zum Beispiel war vom dänischen Büro ArtRebels, die aber für diese Arbeit wenig aufmüpfig "Ferm living" kopiert haben.  
Nun ist Ilse Crawford dran, die weder unbekannt noch jung ist. Wie das wieder zustande kam ? Gut, Karl Lagerfeld hat auch für H&M gearbeitet, man muss wahrscheinlich nur fragen und dann bezahlen.
Diese neue Ikea Sonderkollektion wird "SINNERLIG" heißen und mit Stücken aus Seegras, Bambus, Kork, Keramik und Glas im August 2015 erscheinen. Ich wollte alle 30 Produkte vorbestellen, ohne sie gesehen zu haben, weil das Studio Ilse macht immer gute Sachen, und die ersten Fotos von der Stockholm Design Week im Februar überzeugten mich auch. 
Aber Ikea reserviert nicht, auch nicht für Business Kunden und auch nicht für Blogger. Schade.





4. Juni 2015

Restaurant: Finn ich gut

In Finnland gibt es ein Restaurant, das optisch perfekt ist! 
Keine Ahnung wie das Essen ist, aber so sollte es um einen herum aussehen, wenn man speist, ausser man isst im Freien oder mit kleinen Kindern. Ich bin jedenfalls seufzend neidisch, dass ich das nicht entwerfen konnte, denn hier sind meine liebsten Elemente vereint, die überall und immer gehen, und die ich ständig predige: 
Zementfliesen, Holz, gebrochenes Weiß, schwarze Umrandungen.
Kein Hipsterkram aus Patchwork, Palettenmöbeln, Tafelwänden und old Bakery Flair, sondern ein bisschen Strenge, ein wenig Shaker und etwas Ornament. Wieso glaubt hier kaum einer daran? Designerin Joanna Laajisto vom Creative Studio Helsinki jedenfalls konnte damit überzeugen.
Die Stühle sind von der tschechischen Firma TON, was ich bei Finnen mit ihrer Aalto & Co Tradition überraschend finde.


Das Lokal heißt "Intro" und ist in Kuopio.
Im Hintergrund Laden im Shakerstil und schwarze Metall-Glas Trennwände.
Der Stoff der Rückenlehne scheint folkloristisch zu sein, kann ich nicht beurteilen. Würde ich aber sachlicher machen.
Herrliches Licht durch herrliche Fenster.
einziger Kritikpunkt: rohe Ziegelwände, das ist echt vorbei.