16. Juli 2015

Wunschliste Sommerferien

Für die Sommerferien wünsche ich mir viel Eis, 
am liebsten die vertrauten Sorten aus der Kindheit, wie Brauner Bär, Dolomiti und Split.



Und ich wünsche mir viel Strand und für den Strand einen richtig bequemen und schönen Klappstuhl, den ich dann auch mal länger als eine Saison aufhebe. 
Das Modell Caracas vom französischen Hersteller Colonel könnte passen.





Und wenn ich am Strand bin und nicht im Caracas Klappstuhl sitze, dann wünsche ich mir so ein rundes "Big Towel" von Christophe Caranchini, das perfekt den Platz unter Sonnenschirmen nützt. Hut, Sandalen und Streifenkleid, wünsche ich mir auch. 
Dafür wäre eine neue, coole Strandtasche fein.




Wie diese mit dem äußerst passenden Motiv von Massimo Vitali, der seit 20 Jahren Strände auf der ganzen Welt fotografiert.



Im Garten oder auf der Terrasse des Hotels meiner Träume, wie z.B. das "Parco dei Principi" in Sorrent, wünsche ich mir den von Jaime Hayon designten Stuhl "Pina".





Im Pool sollen schicke Schwimmtiere dümpeln, die nicht nur den Kleinen gefallen, wie der schwarze Schwan von Funboy aus L.A.





Ein neuer Francois Ozon Film, ein neues Black Keys Album, ein neuer Roman, der mich fesselt wie "Stiller" oder "Stoner", ein gutes Lokal in Kroatien und, hey, schon sind alle Wünsche erfüllt.

13. Juli 2015

Kreatives Hochzeitsgeschenk: "Tisch und Bett"

Ein Freund heiratet, ein kreativer Freund. Das verlangt ein kreatives Geschenk. Eine selbstausgedachte, liebevolle, originelle, anspielungsreiche, aber unverfängliche und realisierbare Idee muss her. Uff.
Ich habs! Es ist ganz einfach. Drei Quellen führen zu einem, nennen wir es "Konzepttuch":
Die Redewendung und auch juristische Tatsache, dass Tisch und Bett nach einer Hochzeit geteilt werden, die studentische Tradition Bettlaken als Tischtuch zu verwenden, und meine Verehrung für die Arbeiten von Tracey Emin, ergeben ein geradezu klassisches Aussteuergeschenk, nämlich Tischwäsche. Hier in Form eines Bettlakens mit dem Schriftzug "Tisch & Bett"! 




Die Schwierigkeit besteht darin, die Schrift krakelig zu bekommen, denn die üblichen Stickfirmen machen alles so exakt, dass es wie ein aalglattes Firmen Werbegeschenk aussieht. Und ich habe ja T. Emin und ihre genähten Arbeiten im Kopf (natürlich mit anderen Inhalten, denn die sind für eine Hochzeit doch unpassend provokativ). 
Zum Glück habe ich Künstlerfreunde, und so hat Vesna Tusek das Nähen und ein Probe-Essen übernommen:




Das ist die inspirierende Vorlage, Tracey Emin's Kissen "Sleep" von 1995: 




Dazu gab es eine DVD mit Truffauts wunderbarem Film "Tisch & Bett " von 1970, mein Jahrgang, also das ist doch Bingo! Vielleicht ein Prototyp...
Leider heiratet sonst kaum jemand in meiner Bekanntschaft.

8. Juli 2015

Vorurteil Stilmix

Die Innenraumgestaltung ist vielen Klischees unterworfen. 
Weit verbreitet ist z.B. die Vorstellung, mit einem Stilmix könne eine zu "designte", unpersönliche Einrichtung vermieden und ein behagliches, individuelles und geschmackvolles Zuhause geschaffen werden.
"Mixen Sie ertrödelte Funde mit Familienerbstücken, Klassikern und zeitgenössischen Entwürfen, Brüche sind anregend und erzeugen Spannung", heißt es. Das ist beruhigend, weil es scheinbar alles erlaubt und jedem gelingt. Das stimmt aber nicht.  
Statt sinnigen Ergänzungen entstehen schnell wurschtige Kuddelmuddel, und oft ist der Stilmix eine Ausrede, um sich nicht in den schwierigen Fragen nach historischen Zusammenhängen, Proportionen, persönlicher Stilprägung versus Zeitgeist usw., zu verheddern. Das ist ein weites Feld, das man gerne anderen überläßt. Auch Architekten. Die nehmen am liebsten bewährte Klassiker und lassen ansonsten den Bauherren freie Hand, um nicht ihrerseits dem Architektenklischee des despotischen Besserwissers zu entsprechen. Ich dagegegen sage den Leuten schon, was zusammen geht und was nicht, denn es geht eben nicht alles.
Aktuell kursiert dafür ein gutes Beispiel durch die Design-Newsletter, eine neu gebaute Familienvilla in der Nähe von Potsdam, die ich außen und innen hässlich finde. Das Außen lasse ich hier weg, das ist nicht mein Metier. 
Innen ist es nicht schlimm, aber auch nicht gelungen. Eher typisch, würde ich sagen.

Haus außen mit Knick, jedenfalls tolle Lage !

In den Veröffentlichungen zu dem Haus geht's gleich nervig mit der beliebten Behauptung los, es sei wichtig, Akzente aus Holz (hier Seekiefer) zu setzen, um Beton und Glas ihre kühle Härte zu nehmen. 
Wenn das Baumaterial immer gebrochen und in seiner Wirkung ausgeglichen werden soll, warum wird es dann genommen? 
Das Wohnzimmer ist in einem Stilmix aus Bauhaus (bewährt), Asiatika (weltmännisch), Gründerzeit (geerbt), Ikea (praktisch) und Fotos/Bildern (persönlich) eingerichtet. 
Könnte gehen. Sieht aber so aus:



So fad. Und was ist das für ein Tisch? Sieht wie ein Gartenklapptisch aus. 
Immerhin, auch für das offizielle Foto wurde nicht auf die persönliche Note verzichtet, dank Häkelerdbeere und lustiger Kuscheldecke. 
Das Schlafzimmer setzt dagegen auf den Kontrast von Metallbett (das soll vielleicht der Holzwand die Wärme nehmen?) und Folkore. Es wäre praktischer, die Seekiefernwand wäre gegenüber dem Bett, dann könnte man Bilder auch ganz einfach aufhängen statt nur hinzustellen, und das kühle Betongrau wie gewünscht lockern.



Die Küche besticht durch absichtliche Vermeidung praktischer Überlegungen. 



Ich mag studentischen Charme und freistehende Einzelgeräte, aber das ist kein Stil mehr, sondern was wohl am Ende des Bauvorhabens noch möglich und übrig war. Das muss man ja nicht veröffentlichen...
Das Entfernen all der seitlich abgerutschten Lebensmittel stelle ich mir lieber nicht vor. Und wie öffnet man die rechte Kastentür hinten?
Jedenfalls, die Vorstellung, eine abgebeizte Gründerzeit-Anrichte ergänze sich mit neuer Kiefernwand, Ikeamodul, üblicher Weißware, schwarzer Tafelfarbe und asiatischem Kästchen zu einem harmonischen "spannungsgeladenen" Ensemble, zeigt hier deutlich das positive Vorurteil gegenüber Stilbrüchen.

6. Juli 2015

Möbel im Test: Split von TON

Im Test diesmal der brandneue Stuhl "Split" von TON, designt von Arik Levy
Ich habe das Messeausstellungsstück geliehen bekommen, eine braun gebeizte, gepolstere Version. Lieber hätte ich einen aus der Gradient Farbreihe gehabt, denn die verlaufenden, handaufgetragenen Farben (grün, türkis, grau) sind ein Clou des Entwurfes. 
Ein anderer ist die manuelle Spaltung des Vollholzes als Funktions-und Designelement. Das hat mich interessiert, weil ich diese Idee ja schon vom japanischen Stuhl "Splinter" kannte. Der ungemein sympathische Vertreter von TON kannte dieses Modell allerdings nicht und war ehrlich erstaunt und uneitel genug zuzugeben, dass die japanische Variante technisch ebenso ausgeklügelt, aber unendlich eleganter ist. 
Das war ein kleiner Test, den dieser Mann mit Bravour bestanden hat. Denn "Split" ist zwar wesentlich bequemer als "Splinter", aber auch klobiger und plumper. Die Balance von abgerundeten, gebogenen, angeschrägten und gespalteten Elementen ist nicht geglückt. 
Es ist ein behäbiger, robuster, gediegener Stuhl, der sich auf Abbildungen hübscher macht als er ist. Eher was für Restaurants und öffentliche Räume.


Detail: massive Esche gepalten als Stütze für Lehne und Sitz.
Varianten mit Farbverlauf

Der neue Katalog von TON, nicht nur zur Split Kollektion, sondern für das Gesamtsortiment ist allerdings so wunderschön, dass ich sehr froh bin, den Split getestet zu haben. Sonst hätte ich diese guten Möbelfotos, die in den originalen, alten Räumen der tschechischen Manufaktur aufgenommen wurden, nicht erhalten. Manchmal sind die Giveaways das Beste!


Katalogbild