18. Juni 2014

Essen in Fäviken Magasinet

Ich war tatsächlich im legendären Restaurant von Magnus Nilsson in Fäviken!
Ein Esserlebnis in der Wildnis zwischen Schweden und Norwegen, das so eindringlich war, dass ich die Speisen, die es dort gab, nicht mehr woanders essen werde. Vor allem für andere Jakobsmuscheln bin ich nun verloren.
Nilsson ist ein radikaler Verfechter lokaler und saisonaler Produkte, was in einer Gegend, die sechs Monate im Jahr gefroren ist, ein fast unmögliches Vorhaben ist. Die natürliche Einschränkung durch das Klima ist jedoch die treibende Inspiration für Nilsson, der eine klassische Ausbildung in französischen Sternerestaurants hinter sich (gelassen) hat.
Außer Meersalz, Wein und Meeresfrüchten stammen alle Zutaten aus der Gegend um Fäviken oder gleich vom 10.000 Hektar großen Grundstück des Landgutes.
Es gibt unfassbar einfache, fantastische Dinge wie Sauerteigbrot und Salzbutter, die allein eine Reise wert sind, und überraschende, gewöhnungsbedürftige Kreationen wie Forelleneier in einem Biskuit aus getrockneten Schweineblut. Aber es ist nicht nur das Essen mit seinem puren "sauberen" Geschmack, das verzaubert. Das ganze Dinner gleicht einem ernsten, feierlichen Theater in Ingmar Bergmannartiger Stimmung, aber ohne steif, förmlich oder gar ungemütlich zu sein. Eine einzigartige Bewirtung. 
Wir hatten auch großes Glück in den anderen Gästen (wir waren nur zu zehnt) Gleichgesinnte, ja fast Freunde zu finden. Alle fürchteten nämlich auf neureiche Russen oder andere Snobs zu treffen, denen es dort aber trotz aller Exklusivität wohl nicht glamourös genug sein wird. Die hübschen, kleinen Zimmer zum Übernachten teilen sich zum Beispiel das Bad (das aber eine große Panoramasauna und fantastische Pflegeprodukte bietet).
Es gibt unzählige Berichte, Videos und Kritiken über das Fäviken Magasinet, daher von mir nur noch eine Ergänzung, die bisher unerwähnt blieb: 
Es gibt nur wenige Orte, die ein so perfektes Rendezvous ermöglichen wie dieses "most isolated restaurant". Eine Love affair kann man nur selten origineller, stilvoller und charmanter unter Dach und Fach bringen. Billiger natürlich schon...


Das schwedische "Restaurang" hat was Berlinerisches, nett für mich.
Die Straße zum Himmel.
Karen in der Tür, ich im Fenster und die Köche in der Küche. Die Belegschaft macht sich angeblich selbst am liebsten "Pizza Hawaii"!
Der Speiseraum in einem alten Getreidespeicher. Zur Zeit rangiert das Fäviken auf Platz 19 der San-Pellegrino Liste der 50 weltweit besten Restaurants. Weniger schnöselig ist wahrscheinlich keines auf der Liste.
Unfassbar schöne und menschenleere Landschaft.
Aber wie ist es hier wohl im Winter?
Unsere Zimmertüren, Fuchs und Luchs.
Fast alle Gäste lassen sich im Wolfspelz fotografieren, weil sie das Magazin kennen. Aber niemand hat bisher ein extra Band T-Shirt mitgebracht, wie wir!


Das riesige Anwesen gehört übrigens seit 2003 Patrik Brummer, dem Gründer und CEO des größten schwedischen Hedgefonds, der es privat für die Jagd nutzt. Das klingt gar nicht sympathisch, oder? Aber irgendwo muss das Geld ja herkommen. Ich habe leider nicht herausfinden können, wer der Vorbesitzer war, nur dass Brummer viele Millionen Kronen in die Renovierung gesteckt und Nilsson ursprünglich als Sommelier eingestellt hat. Nilsson hat dann die Möglichkeiten genutzt, aus dem verwunschenen Ort einen Schatz zu machen. 
Wer weiß, was er noch vorhat in seinem Leben? Ich werde aufpassen müssen, um nicht die Möglichkeit zu verpassen, nochmal dort zu essen. Denn, Hilfe, ich bin ein Fäviken Junkie!